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kitkat

10 Jahre Parkour Linz/ Parkourgenerations Seminar - Bericht

Weil es ein wirklich tolles Wochenende war (danke an Parkour Linz), ist das Seminar find ich eines kleinen Berichts für alle, die nicht dabei sein konnten und/oder wollten würdig. :)

 

Also:

Begonnen wurde am Samstag um ungefähr 10:00 mit einer kurzen, netten Begrüßung durch Parkour Linz sowie Blane und Leon. Danach gings gleich mit Aufwärmen weiter (vor allem Gelenke aufwärmen und Balance-Übungen, sowie ein bisschen Joggen und Reaktionstraining zum munter werden), der einzige Teil des Workshops der teilweise in der Halle abgehalten wurde.

Nach dem Aufwärmen wurde zum Trainingsspot gejoggt, wobei wir die gesamte Länge der Donaubrücke im animal walk überquert haben, womit das Aufwärmen dann auch schon mehr oder weniger nahtlos in Kraft-/Konditraining überging. Nach einigen statischen Übungen und ein paar wenigen Paarübungen (Bocksprünge etc) gings dann auf den Treppen des Ars Electronica Centers weiter, wobei jeder den "Schwierigkeitsgrad" selbst wählen konnte (was in diesem Fall heißt: bis zu Mitte, bis  3/4 oder die ganze Treppe hinauf und hinunter). Der Vormittag war also soetwas wie eine ausgedehnte evening madness.  Anschließend gabs 1 1/2 Stunden Mittagspause, die die Meisten (ich auf jedenfall) schon ziemlich nötig hatten.

 

Am Nachmittag gings etwas technischer und mit halber Gruppengröße weiter, wir mussten uns selbstständig in advanced und beginner-Gruppe einteilen, dann wurden Präzis (teils mit geschlossenen Augen) und Wallruns geübt, und es wurde bewiesen, dass man auch an einer einzelnen bank locker eine Stunde (und länger) kreativ Trainieren kann ;).

Außerdem gabs kleine, aber deswegen nicht weniger komplizierte Kletterchallenges, an denen wir uns in Kleingruppen versuchen konnten, was, auch wenn nicht jeder alle geschafft hat, enorm viel Spaß gemacht hat.

Die Challenge-of-the-day war das Umrunden eines Sockels der Donaubrücke auf einem doch zeitweise ziemlich schmalen/rutschigen Mauersockel, mit dem mindset, dass man sich 30m (bzw bei der Anfängergruppe 15m ;)) über dem Boden befindet und nicht fallen darf. Das hieß also geschätze 15 min (kann auch sein das diese Schätzung komplett falsch ist) und gefühlte 2 Stunden auf Zehenspitzen  und gegen die Mauer gepresst sich Zentimeter für Zentimeter vorarbeiten und dabei 20cm über dem Boden fast schon Todesängste ausstehen weil man nicht fallen darf.

Anschließend gabs noch ein gemeinsames cool-down (Dehnen) und das obligatorische Gruppenfoto.

 

In den zweiten Tag starteten wir mit folgender Ausgangslage: alle schon mehr oder weniger geschafft vom ersten Tag; der Ankündigung, dass dieser Tag wesentlich härter werden würde als der Samstag; einem Wetterbericht, der den ganzen Tag Regen versprach.

Dementsprechend erweckten die Gesichter um 10:30 beim Spot einen leicht besorgten Eindruck, als unter einer Unterführung (der einzig trockenen Stelle weit und breit) auf die Trainer gewartet wurde.

Es wurde dann auch wieder zügig mit dem Aufwärmen begonnen (Gelenke, Gehüpfe), das dann wieder in Kraft-/Konditraining überging (zum größten Teil verschiedene animal walks).

Anschließend wurden mehrere (sehr lustige) Spiele gespielt (z.B. Schere-stein-Papier mit Strafe für den Verlierer, Geh-fangen und eine Brücke aus Händen), dann konnten wir uns wieder in gruppen 8diesmal in drei) einteilen. Es gab wieder verschiedene Stationen, unter anderem eine Präzi-lastige, eine mit Augenmerk auf rails (Balancieren und Präzis) und eine  überwiegende Kraft/Ausdauer-station (im Stütz eine Mauer entlang, sowie Sprints).

Anschließend gabs wieder eine Stunde Mittagspause (nebenbei bemerkt die einzige Stunde des ganzen Tages in der es nicht geregnet hat, was zu dem Zeitpunkt aber auch schon egal war ;)) und am nachmittag wurde in den Kleingruppen vortgefahren, mit Challenges wie dem blinden Überqueren eines Spots, abermals Balancieren und einigen spielerischen Flowübungen, bei manchen Gruppen auch nochmal Krafttraining.

Anschließend gings tropfenderweise in die Halle zum Dehnen, wozu ich aber nichts mehr berichten kann, weil ich und einige andere Wiener da schon zum Bahnhof aufgebrochen sind.

 

Soviel zum reinen Bericht, hier nich ein paar Punkte die mir am Herzen liegen ider besonders aufgefallen sind:

 

Es wurde das ganze Wochenende über sehr viel wert auf das Gemeinsame gelegt, d.h. niemand geht trinken bevor nicht alle die Übung beendet haben,  fertig sind wir erst dann, wenn auch der/die Letzte im Ziel ist, wer schneller ist hat zwei Möglichkeiten: entweder er wartet in Position oder er geht die Unterstüzen, die noch kämpfen. Diese Einstellung fand ich sehr inspiererend und motivierend, besonders am zweiten Tag hat man sie, wie ich finde auch unter den Teilnehmern schon sehr gespürt, es wurden zum Beispiel die, die beim animal walk am Ende ihrer Kräfte waren, von der Hälfte der Teilnehmer die schon das Ziel erreicht hatten begleitet und von der anderen Hälfte angefeuert.

 

Obwohl von Anfänger bis sehr erfahren alles vertreten war, war (soweit ich das mitbekommen habe) niemand unter oder extrem überfordert, und das, obwohl wir alle im Grunde dieselben Challenges bewältigen mussten, eben nur schneller/langsamer flüssiger/weniger flüssig. Bei der Gruppeneinteilung ging es somit nur darum, mit Leuten mit ungeähr den gleichen Fähigkeiten zu Trainieren, man musste sich aber keine Sorgen machen etwas zu verpassen, wenn man die falsche Gruppe wählt. Das haben die coaches meiner Meinung nach wirklich super hinbekommen, meine anfängliche Befürchtung bei sovielen erfahrenen Teilnehmern eventuell fehl am Platz zu sein/ nicht mithalten zu können war somit völlig unbegründet.

 

Was mich auch sehr begeistert hat war die Tatsche, wie spielerisch und trotzdem fordernd das ganze Wochenende abgelaufen ist. Es wurden nicht namentlich Techniken geübt im Sinne von "wir üben jetzt einen lazy" sondern die Spots mit allen Möglichkeiten sich zu Bewegen voll ausgenutzt und erkundet. Es wurde auch ziemlich viel mit geschlossenen Augen geübt, was ebenfalls sehr spannend war.

 

Ein letzter, mir wichtiger, Punkt:

Es gab eigentlich keine großen/weiten/sicken Sprünge oder moves (soweit ich das mitbekommen habe auch in der advanced Gruppe nict wirklich), sondern "kleine" aber nicht weniger anspruchsvolle challenges, bei denen es vor allem um Genauigkeit, Konzentration und Durchhaltevermögen ging. Also keine Monster-Katze, dafür aber hundert kleine Herrausforderungen. Hab ich jedenfalls so empfunden und hat mir sehr, sehr gefallen.

 

 

Für mich ein absolut geniales, verspieltes und sehr forderndes Wochenende, das tausend neue Trainingsmöglichkeiten offenbart hat und mit einem tollen Teamgeist abgehalten wurde, hatte auch noch nie soviel Spaß an einem Regentraining und hätte auch nicht gedacht, dass ich zwei Tage mit jeweils 6 Stunden Training überhaupt durchhalte. Zeigt mal wieder, dass mehr geht als man denkt, wenn man mit Spaß und Konzentration bei der Sache ist.

Würde mich freuen, wenn noch ander (vielleicht auch jemand Erfahreneres?) ihre Sichtweisen hier posten.

 

Fettes, fettes Danke und großes Lob an Alex und Bernhard, alle Teilnehmer und besonders an Blane und Leon, die wirklich die ganze Zeit über freundlich, motivierend, inspirierend bei der Sache waren. :)

 

lg, Kathi

 

leiwand, ich hoffe es wurden Pics gemacht :]

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vielen dank für den tollen bericht! ich werde in den nächsten tagen ebenfalls einen bericht schreiben und sobald wie möglich die bilder und videos rausgeben!
lg und bis bald in linz! :)

kitkat likes this

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@kitkat:

danke für den ausführlichen bericht - besser hät ichs nicht aufs papier bringen können :)

 

für mich war sehr beeindruckend wie fokusiert die beiden Trainer (Blane & Leon) über die ganze zeit geblieben sind - ich hatte immer den Eindruck dass sie trotz der gruppengröße voll konzentriert bei der sache sind und jedem/jeder ein paar mal weitergeholfen/ tipps gegeben haben.

erstaunlich war auch ihre fitness und kontrolle - wenn sie was vorgezeigt haben, dann immer sauber, immer ruhig. Es wäre für sie sicher ein leichtes gewesen, ein paar richtig große sprünge auszupacken und "wooows" zu sammeln, für aufregung zu sorgen und das Ego zu füttern, stattdessen haben sie extrem viel (anspruchsvolle) Basics gemacht und für Fokus während der Trainingssessions gesorgt. Wie Kitkat schon geschrieben hat, haben sie sehr aktiv dafür gesorgt, dass sich alle TeilnehmerInnen als "wir" verstehen, anstatt einander aufzuspalten.

Für mich sind sie als Trainer und Traceure extrem positive Vorbilder von denen viel zu lernen ist - merci für Zeit & Aufwand den die beiden ins wochenende gesteckt haben.

 

Die Organisation war tadellos - riesen Danke an Bernard & Alex dafür, dass es für mich als Teilnehmer so einfach war mich aufs Training statt ums Runderherum zu konzentrieren ist eurer Arbeit zu verdanken :)

Dominik Simon, toktok and kitkat like this

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Ich will noch von einer ganz bestimmten Übung erzählen, bei der mir das individuelle Coaching von Leon sehr aufgefallen ist.

 

Die Aufgabe war für die „less-experience-Gruppe“ (schöner Euphemismus für Anfänger ;) ) und bestand darin im Regen über jede Menge rutschiger großer Steine einen Spot zu überqueren (zuerst ein paar Mal langsam drübergehen, dann mit weniger Schritten und teilweise auch mit kleineren Sprüngen). Am Ende stand man dann auf einer ca. brusthohen Mauer (vom Material und Breite her so wie die beim Donauinselspot hinten) und die Challenge bestand darin auf eine zweite gleich hohe (wie gesagt, nasse) Mauer zu springen (im Abstände-schätzen bin ich nicht so gut, die Mauern waren vielleicht 1,5m voneinander entfernt, auf jeden Fall eine Distanz die jeder von uns geschafft hat). Leon hat die ganzen 40 Minuten, die wir bei dieser Übung waren, bei dieser Mauer gewartet, bis jeder von uns (wir waren ca. 10 Personen in der Gruppe) nacheinander zu der Stelle gekommen ist. Er hat sich denn mit jedem von uns einzeln an den Sprung herangetastet (zuerst auf die andere Mauer klettern um sich die Distanz von beiden Seiten anzuschauen und den Untergrund auf der anderen Mauer zu testen, dann den Sprung daneben auf dem Boden machen, dann springen während er unsere Hand hält und schließlich springen während er nur noch hinter der Mauer steht um uns im Notfall zu halten falls wir beim Landen nach vorne kippen).

 

Ich bin einfach beeindruckt mit was für einer Geduld er auf jeden von uns individuell eingegangen ist. Und das bei einem Sprung, der für ihn und die anderen more-experience-Gruppe wahrscheinlich eine Kleinigkeit gewesen wäre. Ich habe mich von ihm persönlich betreut gefühlt, weil er sich wirklich für jeden Zeit genommen hat und sich auch echt gefreut hat wenn es dann jemand geschafft hat. Am Ende haben es dann glaub ich auch fast alle geschafft. :)

 

Wie gesagt, dass ist nur 1 Beispiel von vielen bei dem mir der tolle Umgang von Leon (und Blane genauso) mit uns Teilnehmern aufgefallen ist.

 

Edit: hier gibt's übrigens ein paar Fotos von der beschriebenen Challenge:

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=355858257877768&set=a.355855881211339.1073741830.129608417169421&type=1&theater

martin, B_DIV and Dominik Simon like this

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