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TOM

Bewegungs-Weisheiten

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„Wisdom of motion“ - „The knowledge & philosophy of my movement“
 
Als ich im Sommer 2004 mit meinem Parkour-Training begann, wusste ich nicht wieso ich dies überhaupt ausübte. Im Prinzip war es cool und spassig, genauso wie heute. Heute macht es vielleicht sogar noch mehr Spass und sieht cooler aus als damals. Für mich wichtig allerdings, ich weiss heute warum ich überhaupt trainiere.
 
Der Grund wieso ich für mich Parkour ausübe, hat sich über die Jahre mehrfach geändert und es kann durchaus sein, dass sich dies weiter ändern wird. Anfangs war es rein physisches Interesse diese coolen Bewegungen (aus Videos der Yamakasi und der ersten Parkour-Generation) nachahmen zu können. Mit der Zeit wurde mir die „Parkour-Philosophie“ (be strong to be useful - anderen helfen) immer wichtiger und ein elementarer Grund, wieso ich trainierte. Heute ist der Coaching-Aspekt ein sehr wichtiger Punkt für mich.
 
Wenn ich über die letzte Dekade meines Trainings reflektiere, gibt es einige Punkte die für mich einen besonderen Standpunkt erhalten würden. Dinge mit denen ich viel Zeit vergeudet habe, oder mit denen ich (hätte ich es früher gewusst) viel effizienter Trainingsfortschritte hätte erzielen können. Aus diesem coaching point-of-view möchte ich diese Punkte gerne mit Euch teilen:
 
Zielsetzung & Motivation
 
Warum betreibe ich Parkour? Diese Frage muss jeder ehrlich für sich beantworten können. Damit kann man seiner Motivation auf den Grund gehen und tiefer einsteigen: Was möchte ich in der Zeit x für mich erreichen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Trainings wesentlich effizienter waren, wenn ich mir pro Training ein konkretes (relativ kleines) Ziel vorgenommen hatte. Zum Beispiel: „Ich möchte heute 50 saubere Katzensprünge genau auf diese Kante landen“. Nicht rausgehen und Katzensprünge üben bis es fad wird, sondern mit einer konkreten Zahl als Ziel. Genauso kann man sich Ziele setzen wie „Diesen Winter möchte ich den Backflip lernen“, mit einer konkreten Zeitvorgabe und einem „messbaren“ Ergebnis. Einfach rausgehen und trainieren ist durchaus sinnvoll und gut, diese kleinen und großen Zielvorgaben ehrlich erreichen zu wollen, waren zumindest für mich immer ein starker Motivationsverstärker... auch nach den vielen Jahren Training. „Keep it interesting“ - Lasst euch auf Spielereien ein und holt Euch Ideen aus Videos, von anderen Trainingspartnern/Gruppen/Ländern.
 
Nothing stays forever - Nichts bleibt, wie es ist
 
Parkour wird auch gerne als „Trendsportart“ von den Medien bezeichnet. Selbst in Trendsportarten gibt es Trends, die so schnell wieder weg sein können wie sie gekommen sind. Das können sinnvolle Trends sein wie Barfuss-Training, aber auch weniger wertvolle Trends wie Kleidungsstile oder intensive Video-Coverage des eigenen Trainings. Ich habe durch Barfuss und Feiyue-Training (Schuhe mit besonders dünner Sohle) definitiv meine Techniken verbessern können. Auch mit Videoanalysen habe ich meinen Trainingsfortschritt unterstützen können. Mir ist allerdings aufgefallen, dass ich wesentlich weniger Videomaterial sammle bzw. veröffentliche als früher und Kleidungstrends in der Szene ziemlich spurlos an mir vorbeigehen. Jeder muss hier für sich ausfiltern, was einen näher zu seinem Ziel bringt und was nicht.
 
Fokusverschiebung
 
„Anything unrelated to elephants is irrelephant“. Dinge die mir heute wichtig sind, können morgen vollkommen irrelevant für mich sein. Situationen, Menschen und Vorlieben ändern sich schneller als man denkt. Hobbys können sich ändern, der Freundeskreis, die Lebenssituation oder gar der Gesundheitszustand. Auf einmal steckt man in einer Beziehung mit Kindern und hat keine Zeit mehr für 20 Stunden Training pro Woche. Aus meiner Sicht sollte das Parkour-Training nicht das Leben bestimmen, sondern ein bereichernder und relevanter Punkt sein. Man kann viel daraus mitnehmen und über sich lernen, aber ich habe schon sehr oft gesehen wie schnell sich der Fokus auf einen anderen Punkt im Leben verschieben kann.
 
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Persönliche Ansichten & Meinungen
 
Einer der Punkte mit denen ich die letzten Jahre wohl am meisten Zeit vergeudet habe, sind Internet-Diskussionen. Diese Diskussionen über persönliche Ansichten und Meinungen wurden leider nur selten auf konstruktivem Niveau geführt. Ich habe für mich gelernt, dass ich öfter Versuche Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, um sie so besser zu verstehen. Manche Dinge werde ich nie nachvollziehen können und brauche darüber nicht bis in Ewigkeit diskutieren. Jeder soll sich seine eigene Meinung bilden und diese nicht versuchen anderen aufzuzwingen. Diese Internet-Diskussionen sind übrigens der Geburtsort der Definition von „Freerunning“. Es war nie geplant, dass Freerunning per Definition Akrobatik inkludiert und Parkour nicht, sondern das Internet hat sich diese Aufteilung selbst zusammengereimt - nur damit Ihr das nachvollziehen könnt.
 
Training inkludiert Pausen & Gesundheitseinflüsse
 
Ein Punkt den ich bei vielen hochmotivierten Leuten sehe ist Übertraining. Wir sollten mit unserem Training ein besseres Körpergefühl erhalten, dies heisst auch Anzeichen für Überlastungsreaktionen frühzeitig zu erkennen. Der Körper braucht seine Regenerationsphasen und wir werden nicht schneller besser, indem wir diese Ruhezeiten auslassen. Das Ganze ist höchst individuell und es gibt keine allgemein gültigen Ratschläge ausser: Gebt Euch selbst Zeit, sonst zieht der Körper für Euch die Notbremse. Ein Punkt den ich auch am eigenen Leib (2x spontaner Pneumothorax) erfahren musste ist, dass gute Gesundheit keineswegs immer gegeben sein muss. Unabhängig von Trainingsverletzungen können immer Situationen eintreten die einen starken Einfluss auf Euer Training haben können. Egal wie vorsichtig Ihr seid und wie gesund Ihr lebt, das Leben stellt Euch vor Herausforderungen und niemand ausser Euch selbst kann dies überwinden.
 
Was bringt die Zukunft?
 
Mir kommt es wie gestern vor, als ich auf der Donauinsel herumgesprungen bin und 95% der Passanten mich angesehen haben, als wenn ich ein Alien wäre. Staunen und Unverständnis in so ziemlich jedem Blick. Kein Vergleich mehr zu heute. Parkour ist inzwischen angekommen und der große Hype ist vorbei. Das Medieninteresse hat sich sichtlich beruhigt und ein grundlegendes Know-How zu Parkour ist in der breiten Masse angekommen. Damals wurde man noch als Freak abgestempelt und heute gehört es fast zum Stadtbild dazu wie Skateboarden. Was die Zukunft bringt ist für mich nicht so relevant, da ich mich lieber auf den Moment konzentrieren möchte. Der Moment ist für mich das Wichtigste im Leben, denn die Zukunft kommt oft ganz anders daher, als man es sich vorstellt (oder man es gerne hätte).
 
„Zu unserer Natur gehört die Bewegung; die vollkommene Ruhe ist der Tod“ - Blaise Pascal

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