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Parkour - risflecting - Jugendarbeit Skriptum


martin

Lieber Leser, liebe Leserin,

im Anhang befindet sich die aktuelle Version meines Skriptums zu Parkour in der Jugendarbeit. In den letzten Jahren ist es beständig gewachsen und hat einige Überarbeitungen erfahren (danke für die Anregungen und Diskussionen) und ich möchte in dieser Form meine Erfahrungen teilen.

Der Titel „Parkour -risflecting® - Jugendarbeit. Sprünge wagen und landen.“ deutet schon auf die „Brille“ hin, mit der Parkour in diesem Skriptum besehen wird. Diese Sicht ist stark durch meine persönliche und berufliche Laufbahn geprägt und spiegelt sich im folgend Skriptum wieder. Es handelt sich dabei um eine von vielen Möglichkeiten, das Phänomen Parkour zu betrachten. Aber egal wie ausgefeilt die Betrachtung sein mag – Parkour wird erst im Erleben selbst verstanden und das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Dass ich auf Parkour gestoßen bin, war erstmal ein glücklicher Zufall:

Als frisch gebackener Sozialarbeiter, in der mobile Jugendarbeit mitten in Ottakring gelandet, wurde ich von einem Jugendlichen angesprochen, ob ich nicht Parkour kenne... dieses „von Haus zu Haus springen“ und ihn zu einem Training begleiten könnte?

Damals war auch das Internet noch weniger endlos, Youtube frisch gestartet und Parkour noch kein Begriff der 1,5 Mio Treffer liefert, wenn Google angeworfen wird. So landeten wir schnell beim Forummeeting von Parkour Vienna.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: den Burschen interessierte es bald nicht mehr, aber ich war in den Bann von Parkour geraten und bin es immer noch.

Meine Entwicklung als Traceur war also von Beginn an verbunden mit der Frage ob und wie Parkour und Jugendarbeit zusammenpassen können. Wie könnte eine Verbindung aussehen, die beiden Seiten gerecht wird?

Die letzten Jahre waren eine wundersame Entdeckungsreise, wie sehr beides voneinander profitieren kann. Ganz klar hat sich dabei für mich gezeigt:

Menschen wachsen an Herausforderungen und diese können gestaltet werden.

Ich sehe es als eine der Kernaufgaben der Jugendarbeit, junge Menschen bei der Suche, Bewältigung und Reflexion von Herausforderungen zu begleiten.

Parkour bietet genau das an: Möglichkeiten die eigenen Grenzen zu erfahren und zu erweitern, verbergen sich praktisch überall, es ist nur eine Frage des Suchens.

Der risflecting® Ansatz machte für mich den Brückenschlag zwischen beiden Gebieten. Dabei handelt es sich um ein pädagogisches Modell zur Entwicklung von Rausch- und Risikobalance (www.risflecting.at). Daher spielt er auch im vorliegenden Skriptum, ebenso wie in meinen Praxisprojekten eine wichtige Rolle.

Parkour stellt für mich eine Möglichkeit dar, eigene Grenzen zu erforschen und schließlich zu transzendieren. Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Parkour ein Geschenk, da sie nicht erst davon begeistert werden müssen, sondern das „You-Tube Spektakel“ und die damit verbundene Sehnsucht nach Rausch, Risiko und Abenteuer ins reale Leben holen können. Als Pädagogen und Pädagoginnen haben wir die Chance wohlwollende Begleiter und Begleiterinnen zu sein, die Riskoräume schaffen und junge Menschen dabei unterstützen ihre Wege durch die Welt zu finden.

Damit können wir einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und Entwicklung junger Menschen leisten. Das erfordert von professionellen Begleitern und Begleiterinnen Mut und Haltung zu beweisen, in einer Gesellschaft, die Rausch und Risiko entweder verbietet oder kommerzialisiert. Um es mit den Worten Erwin Ringels zu sagen: „Springen Sie, so oft Sie können, über Ihren Schatten!“

Was findet sich nun im Skriptum?

Es beginnt mit meiner „Definition“ und „Geschichte“ von Parkour, von denen ich weiß, dass sie unvollständig sind und dem Phänomen nicht gerecht werden können und dennoch als grobe Orientierungshilfen dienen können.

Es folgt das Kapitel „Parkour-Philiosophie“ in dem ich auf einige der immer wieder auftauchenden Leitsprüche Bezug nehme und meine Gedanken dazu festhalte.

Im Kapitel „Parkour & risflecting® – Balance in Rausch und Risiko“ finden sich Überlegungen wie mit dem Rauschpotential von Parkour positiv umgegangen werden kann und warum das selbstbestimmte Eingehen von Risiko im Parkourtraining wichtig für die persönliche Entwicklung ist.

To Be and to Last – Nachhaltigkeit in Parkour“ setzt sich mit der Frage auseinander wie Parkour auf lange Sicht zur Gesundheit beitragen kann und was mögliche Stolpersteine auf diesem Weg sind.

Mit der Wechselwirkung zwischen Traceuren und Traceusen und ihrer Umgebung setzt sich das Kapitel „Parkour und Stadt – Körper und Raum“ auseinander. Da sich Gesellschaft auch immer in der Umwelt abbildet, ist das darauf folgende Kapitel der „Politischen Dimension von Parkour“ gewidmet – etwa der Kritik, dass Städte immer bequemer werden.

Die Kapitel „Parkour als urbanes Jugendphänomen“ und „Parkour und Jugendarbeit“ versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben wie Parkour in der Jugendarbeit verantwortungsvoll eingebunden werden kann und stellen Praxisprojekte vor.

An dieser Stelle möchte ich DANKE an meine lieben KollegInnen und FreundInnen von CtC und aus dem risflecting-pool sagen – ohne euch wäre mir die Luft schon lange ausgegangen und so manchen Sprung auf dem Weg in Richtung innere Sicherheit hätte ich wohl nicht gewagt.

Besonders bedanke ich mich bei Tom, Dominik und Alex, die mir bei unserem Parkourtrip nach London einen großen Rucksack an Inspirationen und neuen Ideen mitgegeben haben und immer wieder mal wirre Ideenstürme über sich ergehen lassen ;-)

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen, mutige Sprünge und gelungene Landungen.

Parkour Skriptum 2016 - Dworak.pdf

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